Auf dem Papier scheint die Sache klar: Hotelketten dominieren den Markt. Sie sind sichtbar, verlässlich, überall buchbar – vor allem in digitalen Portalen und bei Geschäftsreisenden. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt Lücken. Die Größe macht nicht automatisch besser. Gerade dort, wo Reisende nicht nur eine Unterkunft, sondern ein Erlebnis suchen, zeigen sich Schwächen im System.
Denn Standardisierung bringt Effizienz – aber selten Atmosphäre. Der Ort verliert an Kontur, das Haus an Persönlichkeit. Und genau hier beginnen kleinere, regional verwurzelte Hotels ihre Vorteile auszuspielen.
Was Ketten bieten – und was ihnen fehlt
Natürlich haben Hotelketten ihre Stärken: Sie arbeiten mit zentralen Buchungssystemen, nutzen Synergien bei Einkauf und Personal und profitieren von starken Markenauftritten. Wer viel unterwegs ist, weiß, was er bekommt – egal ob in Köln oder Krakau. Für viele Geschäftsreisen ist das komfortabel und zweckmäßig.
Doch diese Gleichförmigkeit ist zugleich ein Nachteil. Gäste, die bewusst reisen – sei es privat oder beruflich – suchen zunehmend nach etwas anderem: nach Authentizität, nach dem Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Hier zeigen Ketten oft ein Problem mit Individualität. Und genau hier setzen regionale Hotels an.
Persönlich, nah, verlässlich – wo inhabergeführte Hotels punkten
Was kleine, privat geführte Hotels auszeichnet, ist nicht allein ihre Größe, sondern die Nähe zum Gast. Entscheidungen werden im Haus getroffen – nicht in einer Konzernzentrale. Reaktionen sind schnell, Anpassungen flexibel. Vor allem aber: Es gibt Gesichter, keine Abteilungen.
Viele dieser Häuser haben ein klares Profil – sie setzen auf Gastfreundschaft, die über Höflichkeit hinausgeht. Mitarbeiter:innen bleiben länger, kennen Stammgäste beim Namen, reagieren nicht nach Script, sondern aus Erfahrung. Das macht den Unterschied.
Ein gutes Beispiel ist das Wellnesshotel in Bayern, das mit familiärer Atmosphäre, klarem Profil und gezielter Ausrichtung auf Erholungsgäste zeigt, wie Regionalität zum echten Alleinstellungsmerkmal werden kann. Hier steht kein Designkonzept im Vordergrund, sondern ein Lebensgefühl – und das wirkt spürbar.
Gästeerwartungen im Wandel – worauf es heute ankommt
Der klassische Businessgast ist nicht verschwunden, aber sein Verhalten hat sich verändert. Bleisure – die Kombination aus Business und Leisure – hat an Bedeutung gewonnen. Auch der Freizeitgast denkt anders: Nachhaltigkeit, regionale Küche, reduzierte Reizdichte – all das steht heute häufiger auf der inneren Wunschliste.
Gleichzeitig steigen die Erwartungen an digitale Services. WLAN ist selbstverständlich. Aber auch Online-Check-in, personalisierte Kommunikation und ein verlässliches Feedback-Management gehören zum Standard – egal ob Kette oder kleines Haus.
Regionale Hotels, die diese Elemente professionell integrieren, müssen sich nicht verstecken. Im Gegenteil: Ihre Glaubwürdigkeit in Sachen Regionalität, Nachhaltigkeit und echter Gastfreundschaft wirkt oft überzeugender – gerade bei einem Publikum, das nicht nur günstiger, sondern bewusster reisen will.
Strategien für Sichtbarkeit und Bindung
Die größte Herausforderung für kleinere Hotels liegt nicht im Angebot – sondern in der Sichtbarkeit. Wer keine eigene Marke führt, muss anders überzeugen: durch Suchmaschinenoptimierung, Präsenz auf Booking-Portalen, aber auch durch gezielte Kooperationen mit Veranstaltern, regionalen Tourismusbüros oder spezialisierten Plattformen.
Ein oft unterschätzter Hebel ist die Direktbuchung: Wer es schafft, Gäste über die eigene Website zu gewinnen, stärkt nicht nur die Marge, sondern auch die Kundenbindung. Hier entscheidet nicht nur Technik, sondern auch Tonalität. Eine Webseite, die Vertrauen ausstrahlt, schnell informiert und ehrlich kommuniziert, ist der erste Schritt zu einer langfristigen Beziehung.
Dazu gehört auch ein Service, der hängen bleibt – nicht durch Show, sondern durch Verlässlichkeit. Der Koffer, der aufs Zimmer gebracht wird, obwohl es niemand verlangt hat. Die Restaurantempfehlung, die passt. Oder der Frühstücksplatz, der beim zweiten Besuch schon reserviert ist. So entsteht echte Bindung zum Kunden.
Nicht größer, sondern näher
Regionale Hotels sind nicht die Alternative zu Ketten – sie sind eine andere Antwort auf dieselbe Frage. Sie funktionieren nicht über Masse, sondern über eine andere Haltung. Und gerade in einem Markt, in dem Gäste mehr als nur ein Zimmer buchen wollen, zählt genau das.
Wer als Hotel nicht größer sein kann, muss näher dran sein. Am Gast, an der Region, an den Dingen, die eine Reise unvergesslich machen. Das ist keine einfache Aufgabe – aber eine, die sich auszahlt. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch atmosphärisch.
Bildquellen
- Wie regionale Hotels gegen große Ketten bestehen: Bild von Pixabay
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