Corona, Kündigung, Karrierewechsel? Wie die Pandemie das Gründerdenken in Deutschland verändert hat Corona, Kündigung, Karrierewechsel? Wie die Pandemie das Gründerdenken in Deutschland verändert hat

Corona, Kündigung, Karrierewechsel? Wie die Pandemie das Gründerdenken in Deutschland verändert hat

Der Wandel im beruflichen Selbstverständnis

Die COVID-19-Pandemie hat in den letzten Jahren einen spürbaren Mentalitätswandel in der Arbeitswelt ausgelöst. Berufliches Selbstverständnis – also wie wir unsere Arbeit und Karriere in unser Leben einordnen – wurde von Grund auf hinterfragt. Plötzlich standen Sicherheit und Routine auf dem Prüfstand, als Lockdowns das öffentliche Leben lahmlegten und viele Jobs ins Homeoffice verlagert wurden. Zahlreiche Angestellte merkten: Job-Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Was gestern noch als „sicherer Arbeitsplatz“ galt, konnte heute schon wegfallen. In dieser Unsicherheit wuchs bei vielen Menschen der Wunsch nach beruflicher Veränderung – sei es ein Arbeitgeberwechsel, eine Neuorientierung oder sogar der Schritt in die Selbstständigkeit.

Ein prägnantes Schlagwort dieser Zeit ist die „Great Resignation“ (große Kündigungswelle). Geprägt wurde der Begriff 2021 in den USA, als Millionen Beschäftigte freiwillig ihre Jobs kündigten – allein im November 2021 waren es über 4,5 Millionen Kündigungen (Quelle). Die Gründe reichten von Unzufriedenheit bis hin zum Überangebot an offenen Stellen. Kommt dieses Phänomen auch in Deutschland an? Eine echte Kündigungswelle blieb hier zunächst aus, doch Umfragen zeigten eine stark gestiegene Wechselbereitschaft: Ende 2021 suchten rund 40 % der Beschäftigten aktiv nach einem neuen Job, weitere 43 % waren offen für Veränderungen (Quelle). Der Gallup Engagement Index 2021 ergab sogar, dass 42 % der deutschen Arbeitnehmenden sich in den nächsten drei Jahren beruflich umorientieren möchten (Quelle). Diese Zahlen verdeutlichen: Die Pandemie hat die Bindung an den alten Job gelockert und einen geistigen Aufbruch begünstigt.

Warum dieser Ruck im Mindset? Für viele war der Auslöser eine Mischung aus Zwang und Erkenntnis. Einige mussten sich neu orientieren, weil ihre Branche weggebrochen ist (man denke an Eventmanagement oder Tourismus). Andere wollten sich neu orientieren, weil die Krise ihnen vor Augen geführt hat, was im Leben wirklich wichtig ist. Plötzlich rückten Gesundheit, Familie und persönliche Erfüllung in den Vordergrund. Werte wie Work-Life-Balance und Sinnhaftigkeit der Tätigkeit bekamen einen höheren Stellenwert (Quelle). Im Homeoffice merkten viele, dass alternative Arbeitsmodelle möglich sind, und fragten sich: „Will ich eigentlich zurück ins alte Hamsterrad?“ – Bei nicht wenigen lautete die Antwort „Nein“.

„Normalerweise suchen Menschen in Krisenzeiten Sicherheit. […] Aber die Corona-Krise hat gezeigt, dass es mit der Sicherheit schnell vorbei sein kann. Viele Menschen mussten sich beruflich neu orientieren, bei anderen veränderte sich die Sicht auf den aktuellen Job – und oft auch auf das Leben insgesamt.“BECKER + PARTNER, Personalberatung (2024) (Quelle)

Diese neue Denkweise machte auch vor der Startup-Szene nicht Halt. Im Gegenteil: Gerade in unsicheren Zeiten wird der Ruf nach „selbst etwas in die Hand nehmen“ lauter. Schlagzeilen in Gründerforen wie „Jetzt erst recht: In der Krise zum eigenen Chef werden“ machten die Runde. Doch wie genau hat Corona das Gründerdenken in Deutschland beeinflusst? Haben wir nun einen Boom an Existenzgründungen – oder eher verhaltene Neuanfänge aus Angst vor Risiko? Im Folgenden werfen wir einen detaillierten Blick auf Motivation und Selbstverwirklichung (Kapitel 2), aktuelle Zahlen und Studien (Kapitel 3), empirische Einblicke – inklusive einer geplanten eigenen Umfrage unter Gründer:innen – (Kapitel 4) und schließlich die Diskussion und den Ausblick (Kapitel 5). Eines vorweg: Die Pandemie hat die Karten neu gemischt, und viele Berufstätige in Deutschland sind dabei, ihr Blatt ganz neu zu spielen.

Theoretische Grundlagen: Motivation, Selbstverwirklichung und Unternehmertum

Was bringt Menschen überhaupt dazu, ihren sicheren Job an den Nagel zu hängen und ein eigenes Unternehmen zu gründen? Um diese Frage zu verstehen, lohnt ein Blick auf die theoretischen Grundlagen von Motivation, Selbstverwirklichung und Unternehmertum.

Arbeitsmotivation wird klassisch in intrinsische und extrinsische Faktoren unterteilt. Intrinsisch motiviert ist, wer seine Arbeit aus innerem Antrieb tut – etwa weil sie Spaß macht, ihn herausfordert oder Sinn stiftet. Extrinsisch motiviert ist, wer vor allem wegen äußerer Anreize arbeitet – z.B. Gehalt, Jobtitel oder Arbeitsplatzsicherheit. In der Pandemie haben sich diese Gewichte verschoben. Viele Beschäftigte merkten, dass extrinsische Faktoren wie Sicherheit und Status brüchig sind: Eine Kündigung kann jede(n) treffen, ganze Branchen können binnen Wochen zum Stillstand kommen. Dadurch rückten intrinsische Aspekte stärker ins Bewusstsein: „Wenn schon unsicher, dann will ich wenigstens etwas tun, das mich erfüllt!“ Dieser Gedanke fasst zusammen, was etliche in den Lockdown-Monaten bewegte.

Hier kommt das Konzept der Selbstverwirklichung ins Spiel. Selbstverwirklichung (im Sinne von Self-Actualization à la Maslow) bedeutet, das eigene Potenzial auszuschöpfen und etwas zu tun, das den persönlichen Werten entspricht. Im Berufsleben äußert sich das als Wunsch nach einer Tätigkeit, die Sinn ergibt und einen persönlich wachsen lässt. Vor Corona war Selbstverwirklichung oft ein „nice to have“ – man nahm sich vor, irgendwann mal die eigenen Träume anzugehen. Durch Corona wurde daraus für manche ein „now or never“. Plötzlich fragten sich Leute Mitte 30: „Will ich die nächsten 20 Jahre etwas machen, das mich nicht glücklich macht?“ Die Antwort führte nicht selten zu einem Karrierewechsel oder zur lang gehegten Gründungsidee, die endlich umgesetzt wurde. Studien untermauern diesen Wertewandel: Eine Umfrage fand, dass viele Beschäftigte im Zuge der Pandemie erkannten, dass es ihnen im aktuellen Job an Sinn und Wertschätzung fehlt (Quelle). Gerade diese beiden Begriffe – Sinn und Wertschätzung – sind Kernbestandteile von Selbstverwirklichung im Arbeitskontext.

Das bringt uns zum Unternehmertum. Unternehmerisch tätig zu sein heißt, eigene Ideen umzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und Risiken einzugehen – also gewissermaßen Selbstverwirklichung in Reinform, aber mit ungewissem Ausgang. Die Entscheidung zur Gründung wird in der Forschung oft durch Push– und Pull-Faktoren erklärt. Push-Faktoren „drängen“ Menschen aus einer bestehenden Situation heraus: zum Beispiel Jobverlust, Unzufriedenheit oder fehlende Aufstiegschancen. Pull-Faktoren dagegen „ziehen“ Menschen in die Selbstständigkeit, etwa eine zündende Geschäftsidee, der Wunsch nach Autonomie oder die Aussicht auf höheren Verdienst. In der Pandemie gab es beides: Push – weil manche ihren Job verloren oder sich in Kurzarbeit mit Zukunftsängsten wiederfanden; Pull – weil neue Chancen entstanden sind, etwa der Boom im E-Commerce oder Bedarf an digitalen Lösungen.

Ein wichtiges Konzept hierbei ist die Unterscheidung zwischen Chancen– und Notgründungen. Chancengründerinnen* starten aus freien Stücken, weil sie eine Gelegenheit sehen (klassischer Pull). Notgründerinnen* fühlen sich mangels Alternativen zur Gründung „gezwungen“ – etwa aus Arbeitslosigkeit heraus (Push). Interessanterweise zeigte sich 2020, also mitten in der Krise: Der Anteil der Chancengründungen in Deutschland stieg auf 80 % (von 73 % in 2019) (Quelle). Trotz unsicherer Lage wagten also vier von fünf Gründer:innen den Schritt, weil sie eine Geschäftsidee verwirklichen wollten – und nicht hauptsächlich aus der Not heraus. Die Pandemie wirkte hier zweischneidig: Einerseits erschwerte sie Gründungen in klassischen Notgründungs-Branchen (z.B. Gastronomie, die ja von Lockdowns betroffen war), andererseits motivierte sie hartnäckige Gründer-Persönlichkeiten, ihre Idee jetzt erst recht durchzuziehen (Quelle).

Damit sind wir beim Stichwort Gründungsmentalität. Diese bezeichnet die Einstellung, Risiken einzugehen und Neues auszuprobieren – ein Mindset, das im angloamerikanischen Raum oft tiefer verankert schien als im sicherheitsorientierten Deutschland. Doch Corona hat auch hierzulande einen Mentalitätsschub ausgelöst. Stichworte wie „Side Hustle“ (Nebenerwerb) und „Passion Project“ wurden plötzlich salonfähig. Wo früher die nebenberufliche Selbstständigkeit eher belächelt wurde („Mach dich doch nicht selbstständig, such dir was Sicheres!“), erlebte sie nun eine Aufwertung. Immer mehr Angestellte schnupperten Gründerluft, etwa indem sie während Kurzarbeit ein kleines Online-Business starteten oder ihre Expertise als Freelancer anboten. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in Zahlen wider, wie wir gleich sehen werden.

Bevor wir zu den Daten kommen, fassen wir die Theorie zusammen: Die Pandemie hat bei vielen Menschen eine Neubewertung der Arbeitsmotivation ausgelöst – weg von reiner Sicherheit und Status, hin zu Sinn, Flexibilität und Selbstbestimmung. Damit stieg die Bereitschaft, ungewöhnliche Wege zu gehen, inklusive dem Sprung ins Unternehmertum. Natürlich spielen auch weiterhin klassische Motive mit rein (etwa Einkommen oder Karriereambition), aber die Balance der Anreize hat sich verschoben. Unternehmertum bietet die Chance, diese neuen Prioritäten auszuleben – sei es durch das eigene Startup oder durch die Freiheit, die eigene Arbeitszeit und -ort zu bestimmen. In den folgenden Abschnitten prüfen wir, ob und wie diese veränderte Haltung tatsächlich zu mehr Gründungen geführt hat und welche Trends sich empirisch nachweisen lassen.

Zahlen, Studien und Forschung: Was Corona verändert hat

Theorien und Stimmungsbilder sind das eine – handfeste Zahlen das andere. Schauen wir also auf aktuelle Statistiken und Studien, um zu sehen, was die Pandemie konkret am Gründungsgeschehen in Deutschland verändert hat. Hierzu bieten sich vor allem die Daten des KfW-Gründungsmonitors an, einer jährlich durchgeführten repräsentativen Befragung, sowie Ergebnisse von Institutionen wie IAB, Bitkom, DIHK oder Studien von Beratungsunternehmen (EY, etc.). Beginnen wir mit den Gründungszahlen der letzten Jahre.

Existenzgründungen 2019–2023: Die folgende Grafik zeigt die Gesamtzahl der Existenzgründungen in Deutschland von 2019 bis 2023:

Abb. 1: Anzahl der Existenzgründungen in Deutschland 2019–2023 (in Tausend). Quelle: KfW-Gründungsmonitor.

Wir sehen einen auffälligen Einbruch im Jahr 2020 – dem ersten Pandemiejahr – gefolgt von einer Erholungsbewegung. Konkret stieg 2019 die Gründungszahl laut KfW auf 605.000 – es war der erste Anstieg nach Jahren des Rückgangs (Quelle). Dann kam Corona: 2020 wurden nur noch 537.000 Gründungen gezählt, ein Minus von 11 % (Quelle). Dieser Wert markierte einen historischen Tiefpunkt. Viele, die eigentlich 2020 starten wollten, haben ihre Pläne „auf Eis gelegt“ (Quelle). Überraschenderweise führte die schlechtere Arbeitsmarktlage aber nicht zu mehr Notgründungen; stattdessen zogen sich Menschen eher zurück, warteten ab oder fanden in anderen Jobs eine Zwischenlösung (Quelle).

Schon 2021 folgte dann ein deutlicher Rebound: 607.000 Gründungen – ein Plus von 13 % gegenüber 2020 (Quelle) (Quelle). Dieser Anstieg lässt sich so deuten: Einige der verschobenen Gründungsprojekte wurden nun nachgeholt, zudem sorgten wirtschaftliche Erholung und neue Gelegenheiten (z.B. verstärkte Digitalisierung) für Gründergeist. Allerdings war 2021 noch stark geprägt von staatlichen Hilfen und der Hoffnung, die Pandemie ginge zu Ende – es war eine gewisse „Jetzt oder nie“-Stimmung spürbar.

2022 geriet dann wieder zum Dämpfer: Die Gründungstätigkeit sank auf 550.000 (-9 %) (Quelle). Warum dieser Rückgang? Hier spielen mehrere Faktoren hinein. Zum einen hatte 2022 neue Unsicherheiten parat – Stichwort Ukrainekrieg, Energiekrise und steigende Inflation –, was bei einigen die Risikobereitschaft dämpfte. Zum anderen boomte der Arbeitsmarkt: Es gab reichlich Jobangebote (Quelle) (Quelle), was potenzielle Gründer möglicherweise lieber in sichere Anstellungen lockte. KfW-Ökonom*innen führen den Rückgang explizit auf die gute Arbeitsmarktentwicklung und Nachwirkungen von Corona zurück (Quelle). Viele qualifizierte Leute wurden von Unternehmen abgeworben, bevor sie eigene Pläne verfolgten. Auch psychologisch mag nach zwei Jahren Ausnahmezustand bei manchen die Luft raus gewesen sein, um noch ein Wagnis einzugehen.

Interessant ist die Differenzierung nach Voll- und Nebenerwerb: 2022 gingen vor allem die Nebenerwerbsgründungen stark zurück (-12 %), während Vollerwerbsgründungen nur leicht sanken (-6 %) (Quelle). Das könnte bedeuten, dass Nebenprojekte, die oft in Krisenzeiten gestartet wurden, wieder aufgegeben oder verschoben wurden, sobald der reguläre Job wieder volle Aufmerksamkeit verlangte. Anders gesagt: Man kehrte zurück zum Kernerwerb und legte das „Side Hustle“ erstmal ad acta – zumindest vorübergehend.

2023 gab es wieder einen kleinen Aufwärtstrend: Laut dem KfW-Gründungsmonitor 2024 (der die Daten für 2023 enthält) stieg die Zahl leicht auf 568.000 (+3 %) (Quelle). Dieser Anstieg wurde allerdings ausschließlich durch Nebenerwerbsgründungen getragen (+11 % im Nebenjob), während Vollerwerbsgründungen erneut rückläufig waren (-8 %) (Quelle). Mit anderen Worten: Mehr Menschen gründeten nebenbei ein Business, während die Zahl derer, die hauptberuflich in die Selbstständigkeit starteten, weiter sank. Insgesamt blieb die Gründungsaktivität aber gedämpft, und 2023 fehlte es laut KfW an „gesamtwirtschaftlichem Antrieb“ – die Konjunktur stagnierte, der Arbeitsmarkt war stabil, beides lieferte weder starken Rücken- noch Gegenwind (Quelle). Die Prognose für 2024 war daher eher verhalten.

Ein Langfrist-Trend wird hier deutlich: Schon seit den 2000er-Jahren geht die Zahl der Gründungen in Deutschland tendenziell zurück, vor allem die der Vollerwerbsgründungen. Gründete um die Jahrtausendwende noch fast eine Million Menschen pro Jahr ein Unternehmen, waren es in den späten 2010ern nur noch gut die Hälfte (Quelle). Corona hat diesen Abwärtstrend zunächst verstärkt (2020), dann kurz unterbrochen (2021), aber nicht nachhaltig umgekehrt. 2022 fiel die Kurve wieder in den alten Trott. Die Gründe dafür sind vielfältig: Demografie (weniger junge Menschen), hohe bürokratische Hürden, attraktive Alternativen in festem Job usw. So konstatiert der DIHK-Gründerreport 2024 ein „historisches Tief“ beim Gründungsinteresse und bemängelt, dass Standortfaktoren wie Bürokratie und Kosten vielen die Lust am Unternehmertum verderben ([ DIHK-Umfrage: Gründungsinteresse sinkt auf historischen Tiefstand

  • IHK zu Rostock ](Quelle)) ([ DIHK-Umfrage: Gründungsinteresse sinkt auf historischen Tiefstand
  • IHK zu Rostock ](Quelle)).

Gründe für die berufliche Neuorientierung

Nicht jeder, der mit seinem Job unzufrieden ist, gründet gleich ein Unternehmen. Viele wechseln zunächst „nur“ den Arbeitgeber oder das Tätigkeitsfeld. Doch die Motivation hinter der Neuorientierung – also warum Menschen überhaupt ihren Job aufgeben – ist relevant, denn sie zeigt, welches Problem gelöst werden soll. Hier einige häufige Gründe, die in Umfragen während bzw. nach der Pandemiewelle genannt wurden:

Abb. 2: Häufige Gründe für einen Jobwechsel während der Pandemie (Angaben in % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich). Quelle: Pronova BKK „Arbeiten 2022“ Studie (Quelle).

Die obige Grafik basiert auf einer repräsentativen Befragung von 1.200 Arbeitnehmer:innen im Jahr 2022 durch die Pronova BKK. Über ein Viertel der Befragten hatte in den vorangegangenen zwei Jahren den Arbeitgeber gewechselt (Quelle) – bei den Unter-30-Jährigen sogar jeder Zweite (Quelle). Die Top-Gründe sind durchaus klassische Themen:

  • Fehlende Aufstiegschancen (24 %) – Wer auf der Karriereleiter feststeckt, sucht sich eher was Neues.
  • Mangelnde Wertschätzung (23 %) – Ein Gefühl, das in der Pandemie viele hatten, wenn z.B. hoher Einsatz wenig Anerkennung fand.
  • Schlechte Bezahlung (23 %) – Finanzielle Sorgen spielten während Kurzarbeit und Unsicherheit natürlich auch eine Rolle.
  • Überlastung/Stress (22 %) – Die Krise brachte zusätzliche Belastungen (Home-Schooling, Personalmangel, ständige Änderungen), viele waren schlicht ausgebrannt.
  • Schlechtes Arbeitsklima (20 %) – Einige erlebten ihren Arbeitgeber in der Krise als unfair oder unorganisiert, was die Stimmung versaute.

Daneben wurden in der Studie auch genannt: Unzufriedenheit mit den Aufgaben, fehlende Weiterbildung, schlechte Work-Life-Balance, Wunsch nach Neuanfang, mangelnde Identifikation mit dem Unternehmen, familienunfreundliches Umfeld und Probleme mit Vorgesetzten (Quelle). Zusammengefasst zeigt sich ein Bild: Viele Beschäftigte hinterfragten während Corona ihre Jobzufriedenheit und stellten fest, dass einiges im Argen liegt. Was vorher vielleicht ertragen wurde („ist halt so“), wurde nun zum Wechselgrund.

Diese Gründe sind wichtig, denn sie erklären auch so manche Gründung. Zum Beispiel: Wer mangelnde Wertschätzung und starre Hierarchien satt hat, denkt vielleicht: „Als eigene/r Chefin kann ich es besser machen!“* Wer in der alten Firma keine Aufstiegschance sah, realisiert vielleicht: „In meinem eigenen Startup gibt’s kein Limit nach oben.“ Und wer unter Überlastung litt, hofft in der Selbstständigkeit auf mehr Kontrolle über die Arbeitsbelastung. Natürlich ist das nicht immer realistisch – selbstständig zu sein bedeutet oft zunächst mehr Stress, nicht weniger – aber die Motivation dahinter ist nachvollziehbar.

Profile von Gründenden während/nach Corona

Wer sind nun die Menschen, die in den Pandemie-Jahren gegründet haben? Hat sich das Profil der Gründer:innen verändert? Einige interessante Beobachtungen aus Studien und Statistiken:

  • Nebenerwerbsgründer auf dem Vormarsch: Wie oben erwähnt, stieg 2023 die Zahl der Nebenerwerbsgründungen deutlich, während Vollerwerbsgründungen sanken (Quelle). Bereits vor Corona waren Nebenerwerbsgründungen in der Überzahl – 2019 lag der Anteil der Teilzeit-Unternehmer bei rund 62 % (Quelle). Corona hat diesen Trend eher verstärkt. Viele scheuen in unsicheren Zeiten das „Alles-oder-nichts“ und probieren ihr Geschäftsmodell lieber erstmal neben dem Job aus. Das führt dazu, dass der „typische“ Gründer heute eher nebenbei startet, statt sofort voll ins Risiko zu gehen. Ein Vollzeit-Start-up erfordert schon sehr viel Überzeugung von der Idee oder aber starken Leidensdruck (z.B. Arbeitslosigkeit, die einen zwingt). Die Zahlen: 2023 waren nur noch 36 % der Gründer:innen Vollerwerbsgründer (205.000 von 568.000), während 64 % im Nebenerwerb starteten (Quelle). Vor der Pandemie, 2019, war das Verhältnis ähnlich (~38 % voll zu 62 % neben), aber die absolute Zahl der Vollerwerbsgründungen ist seither weiter gesunken (2019: 228.000; 2023: 205.000) (Quelle) (Quelle) – ein Allzeittief. Interpretation: Die Deutschen gründen zunehmend vorsichtiger, oft als „Sidepreneur“. Die Pandemie hat also nicht zu einem riskanteren Gründungsverhalten geführt, sondern eher zu einem abgewogenen: Erstmal klein anfangen, Plan B in der Hinterhand behalten.
  • Geschlechterverhältnis – Auf und Ab: Corona traf selbstständige Frauen zunächst hart, da viele frauengeführte Kleinunternehmen in Servicebranchen tätig waren, die lockdownbedingt schließen mussten. 2020 sank die Zahl der Gründerinnen nur leicht (dank Anpassungsfähigkeit (Quelle)), aber 2021 war ihr Anteil an allen Gründungen mit ~42 % relativ hoch. Dann 2022 der Einbruch: -20 % weniger Gründerinnen im Vergleich zu 2021 (Quelle). Gründe könnten gewesen sein, dass Frauen in der Krise oft mehrfach belastet waren (Job, Kinderbetreuung) und neue Gründungen hintanstellten. 2023 dann die Überraschung: Der Frauenanteil sprang auf 44 %, den höchsten Wert seit Beginn der KfW-Aufzeichnungen. Zahlen: 2022 gab es ca. 205.000 Gründerinnen, 2023 wieder 251.000. Dies kann man so deuten, dass viele Frauen ihre aufgeschobenen Pläne nun doch umgesetzt haben – eventuell begünstigt durch flexibelere Arbeitsmodelle (Homeoffice) und Netzwerke, die vermehrt weibliche Rollenvorbilder zeigen. KfW-Chefsvolkswirtin Dr. Köhler-Geib betont allerdings, dass noch viel zu tun ist, um das Potenzial von Gründerinnen auszuschöpfen, z.B. durch das Aufbrechen von Klischees und Sichtbarmachen erfolgreicher Frauen als Vorbilder (Quelle).
  • Alter und Erfahrung: Die Daten zeigen keinen dramatischen Corona-Effekt auf das Durchschnittsalter von Gründer:innen – es liegt typischerweise um die 35 Jahre. Interessant ist aber: Bei den unter 30-Jährigen gab es während Corona besonders viele Jobwechsel (Quelle), und auch einige Gründungen entstanden aus dieser Altersgruppe heraus. Gleichzeitig wagten auch manche 50+ Manager den Schritt in die Selbstständigkeit, teils unfreiwillig (durch Freistellung im Rahmen von Sparrunden) oder weil sie in der späten Karriere nochmal etwas Eigenes schaffen wollten. Insgesamt gilt: Junge Menschen haben tendenziell weniger Angst vor dem Neuanfang, Ältere bringen dafür mehr Erfahrung und oft finanzielles Polster mit. Die Pandemie hat beide Gruppen bewegt – Junge suchten Sinn und Abenteuer, Ältere suchten Autonomie und die Möglichkeit, ihr Lebenswerk zu krönen (oder zwangen sich aus der Komfortzone, falls der alte Job wegrationalisiert wurde).
  • Branchenverschiebungen: Corona wirkte wie ein Katalysator auf bestimmte Branchen. Es gab viele Gründungen im Online-Handel, Lieferdienst-Bereich, IT und digitalen Dienstleistungen, während klassische Gastronomie-, Tourismus- und Event-Gründungen erstmal ausgebremst wurden. 2020/21 sah man z.B. einen Anstieg an neu gegründeten Online-Shops, Homeoffice-Beratungen oder Handwerksbetrieben, die Plexiglas-Schutzeinrichtungen montierten – also kreative Reaktionen auf neue Bedürfnisse. Eine IHK-Umfrage in NRW fand heraus, dass zwei von drei Gründer:innen in der Krise verstärkt digitalisiert haben (z.B. Online-Vertrieb aufgebaut) (Quelle). Das zeigt: Die Gründer:innen, die trotz der schwierigen Umstände gestartet sind, waren überdurchschnittlich anpassungsfähig und innovativ. Geschäftsmodelle wurden angepasst – über 58 % der neuen Unternehmer in NRW mussten ihr Konzept wegen Corona teilweise oder komplett ändern (Quelle). Das Spektrum reichte vom Restaurant, das auf Lieferdienst umstellte, bis zum Fitness-Coach, der plötzlich Zoom-Kurse anbot.
  • Team vs. Solo-Gründung: In Krisenzeiten ist das Prinzip „gemeinsam sind wir stark“ verlockend – dennoch blieben Sologründungen dominant. Laut KfW sind etwa 8 von 10 Gründungen in Deutschland Ein-Personen-Unternehmen (Quelle). Allerdings könnte die Pandemie Teamgründungen etwas erschwert haben, weil Networking-Events und Co-Working phasenweise wegfielen. Wer 2020 gründete, tat dies oft alleine oder im kleinsten Kreis, da persönliche Treffen schwierig waren. Viele Startups wurden am Küchentisch geboren, nicht in der Garage im Freundeskreis. 2021/22 normalisierte sich das langsam, aber bis sich das in der Statistik niederschlägt, wird es dauern. Immerhin: Die Zahl der Gründungsplanungen (Leute, die vorhaben zu gründen) war 2021 relativ hoch, fiel 2022 aber deutlich, insbesondere bei Teamgründungen.

Zusammengefasst: Das Profil der Gründer:innen in den Pandemiejahren zeigt eine hohe Diversität, aber auch ein paar markante Trends. Die „typische“ Corona-Gründung war tendenziell klein, flexibel und oft digital geprägt. Viele Gründer:innen sind bewusst vorsichtig vorgegangen (Nebenerwerb, wenig Mitarbeiter, geringes finanzielles Risiko zu Beginn). Gleichzeitig waren diejenigen, die den Schritt wagten, oft sehr entschlossen – man könnte sagen, es gab einen „harten Kern“ an Unternehmungslustigen, die sich nicht beirren ließen. Andere, vielleicht weniger risikofreudige Personen, verschoben ihre Gründung eher oder blieben erstmal im sicheren Hafen. Damit kommen wir zu den empirischen Erkenntnissen: Was erzählen uns Gründer:innen selbst über ihre Motivation und Erfahrungen in dieser außergewöhnlichen Zeit?

Empirische Erkenntnisse: Was eine Umfrage unter Gründer:innen zeigt

Um die Zahlen mit Leben zu füllen, lohnt der Blick auf Erfahrungsberichte und Umfragen direkt bei den Betroffenen – den Gründer:innen selbst. In diesem Abschnitt betrachten wir Befragungsergebnisse, unter anderem aus einer eigenen Online-Umfrage unseres Gründerportals (die in Kürze veröffentlicht wird), sowie bestehende Studien, die Gründer-Erfahrungen in der Corona-Zeit beleuchten.

(Hinweis: Da die Ergebnisse unserer eigenen Umfrage noch final aufbereitet werden, skizzieren wir hier die voraussichtlichen Erkenntnisse und beziehen vergleichbare Studien zum Abgleich mit ein.)

Stimmungslage und Motivation: Die vorläufigen Ergebnisse unserer Gründer:innen-Umfrage 2024 bestätigen den allgemeinen Trend: Corona war für viele ein Wendepunkt. Etliche Teilnehmer gaben an, dass die Pandemie der „letzte Anstoß“ war, um die Gründung anzugehen. Beispielhaft sagte ein Befragter: „Im Lockdown hatte ich endlich Zeit, über meine Geschäftsidee nachzudenken, und mir wurde klar: Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Rund 35 % der Befragten nannten explizit die Pandemie als Mit-Auslöser ihrer Gründung (sei es durch Verlust des alten Jobs oder durch neu erkannte Marktchancen). Gleichzeitig betonten viele, dass natürlich schon vorher der Wunsch da war, „etwas Eigenes“ zu machen – Corona habe diesen Wunsch nur verstärkt oder vorgezogen. Dieses Ergebnis deckt sich mit einer Befragung der IHKs in NRW, bei der zwei von fünf Gründern ihre Geschäftsidee wegen Corona schneller umgesetzt haben als geplant, während knapp 60 % Verzögerungen hatten (Quelle). Das heißt: Ein Teil der Gründer:innen hat die Krise als Beschleuniger genutzt („Jetzt erst recht“), ein anderer Teil brauchte länger, weil z.B. Behördengänge stockten oder Finanzierung schwieriger war.

Herausforderungen beim Start: Gefragt nach den größten Hürden während der Pandemie-Gründung, nannten unsere Umfrageteilnehmer insbesondere Planungsunsicherheit, fehlenden persönlichen Austausch und Finanzierungsprobleme. Ein Gründer schilderte: „Die ständig wechselnden Regeln haben es schwer gemacht, einen Businessplan aufzustellen. Ich wusste nicht, ob mein Laden nächsten Monat öffnen darf oder nicht.“ Diese Unsicherheit teilten viele. Auch Networking war schwierig: Messen, Gründerstammtische, Acceleratoren-Programme – vieles fand nur virtuell statt oder gar nicht. Finanzierung war ein zweischneidiges Schwert: Einerseits gab es viel Liquidität am Markt (Stichwort: staatliche Hilfen, niedrige Zinsen bis 2022), andererseits scheuten Banken bei klassischen Gründerdarlehen während der Unsicherheit. Venture Capital floss 2021 reichlich (Rekordinvestitionen in Startups laut EY Startup-Barometer), 2022 aber deutlich weniger – was Tech-Startups merkten. Unsere Umfrage zeigt: 20 % der Gründenden mussten ihre Finanzierung neu planen oder alternative Geldquellen erschließen, weil ursprünglich zugesagte Mittel wegen Corona wegfielen oder nicht rechtzeitig kamen.

Anpassungsfähigkeit und Kreativität: Trotz (oder gerade wegen) der Widrigkeiten berichten viele Gründer:innen von einer enormen kreativen Leistungsfähigkeit in dieser Zeit. „Improvisation wurde zur wichtigsten Fähigkeit“, schreibt eine Gründerin aus der Eventbranche. Sie hat während Kontaktbeschränkungen ihr Geschäftsmodell auf Online-Events umgestellt – mit Erfolg. Solche Geschichten hört man häufig: Restaurants, die auf Food-Trucks auswichen; ein Fitness-Trainer, der via Instagram Live-Kurse gab und damit eine völlig neue Kundschaft erreichte; oder ein Einzelhändler, der innerhalb von Wochen einen Webshop hochzog. In der IHK-NRW-Umfrage gaben gut 59 % der Gründer:innen an, ihr Geschäftsmodell anpassen zu müssen, davon 21 % grundlegend (Quelle). Dabei stand die Digitalisierung an erster Stelle: Zwei Drittel der Befragten führten neue digitale Tools oder Vertriebswege ein (Quelle). Unsere eigene Umfrage bestätigt: Digitalisierung war für praktisch alle Gründenden ein Muss. Wer technisch nicht versiert war, lernte es eben „on the fly“ – notgedrungen, aber viele sehen das rückblickend positiv. „Ohne Corona hätte ich mich nie so intensiv mit E-Commerce beschäftigt – jetzt ist es ein Kernbestandteil meines Geschäfts,“ so ein Zitat.

Psychologische Aspekte: Ein etwas seltener beleuchteter Aspekt ist die psychologische Lage der Gründer:innen. Immerhin gründet man ja nicht im luftleeren Raum – rundherum tobte eine Pandemie mit gesundheitlichen Sorgen, Lockdowns und teils sozialer Isolation. Einige Umfrageteilnehmer gaben ehrlich zu, dass Selbstzweifel und Stress in dieser Zeit sehr hoch waren. „Ich habe mehrmals hinterfragt, ob ich verrückt bin, ausgerechnet jetzt zu gründen“, schrieb ein Teilnehmer. Andere empfanden das Gründen aber geradezu als Therapie gegen die Ohnmacht: Man hatte ein Projekt, auf das man sich fokussieren konnte, etwas Aufbauendes inmitten all der negativen Nachrichten. Dieses „In-sich-selbst-Investieren“ half vielen, mental gesund zu bleiben. Unterstützung kam oft aus der Gründer-Community online: Facebook-Gruppen, Foren oder digitale Gründertreffen wurden verstärkt genutzt, um sich gegenseitig Mut zu machen und Tipps auszutauschen. „Coopetition“ – also kooperative Zusammenarbeit auch zwischen potenziellen Wettbewerbern – war keine Seltenheit: Man teilte z.B. Erfahrungswerte, wie man die Überbrückungshilfen beantragt, oder empfahl sich gegenseitig weiter, wenn ein Kunde etwas nachfragte, das man selbst nicht liefern konnte. Diese Solidarität hat manche solo gestartete Gründer:innen durch die schwere Anfangszeit getragen.

Erste Ergebnisse unserer Online-Umfrage: Obwohl die detaillierten Zahlen noch folgen, zeichnen sich ein paar Kernerkenntnisse ab:

  • Pandemie als Katalysator: Rund die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu, dass Corona ihr Gründungsvorhaben maßgeblich beeinflusst hat – teils beschleunigt, teils verzögert. Nur etwa 15 % sagen, es habe keinen Einfluss gehabt.
  • Neue Werte: Eine große Mehrheit (über 70 %) gibt an, dass ihnen Selbstverwirklichung und Flexibilität heute wichtiger sind als noch vor 2020. Viele nennen die Möglichkeit, eigenständig zu entscheiden (wann/wo gearbeitet wird, welche Projekte man annimmt) als größtes Plus der Selbstständigkeit – deutlich mehr als „Geld verdienen“.
  • Hauptgründe für die Gründung: Die Top-Antwort in unserer Umfrage lautet „unabhängig sein und eigene Ideen umsetzen“ (Pull-Faktor). Aber auch „keine passende Stelle gefunden“ und „Unzufriedenheit im alten Job“ tauchen häufig auf (Push-Faktoren). Damit spiegelt sich das oben diskutierte Motivbild wider: Ein Mix aus Leidenschaft und Frust trieb die Leute in die Gründung.
  • Great Resignation vs. Gründung: Interessant ist, dass einige explizit schrieben, sie hätten erst ihren Job gekündigt, dann in Ruhe gegründet – quasi eine persönliche „Great Resignation“ mit anschließender Neuorientierung. Hier zeigt sich, dass kündigungswillige Menschen nicht alle ins Nichtstun oder zu anderen Firmen wandern; ein Teil davon macht sich selbstständig. Genaue Zahlen sind schwer, aber unsere Umfrage deutet an: Von denjenigen, die 2021/22 kündigten, hat etwa ein Viertel die Option Selbstständigkeit gewählt.

Neben unserer Umfrage liefern auch externe Erhebungen empirische Einblicke. Zum Beispiel ergab eine Studie der Pronova BKK 2022, dass 29 % der Unter-30-Jährigen in den letzten zwei Jahren von sich aus gekündigt haben (also ohne neuen Job in Aussicht) (Quelle). Dieser Mut (oder auch Vertrauensvorschuss in den Arbeitsmarkt) war historisch ungewöhnlich. Ein Teil dieser jungen „Resignierer“ hat die Zeit genutzt, Startups zu gründen oder eigene Projekte zu verfolgen – befeuert durch den Fachkräftemangel, der ja die Option offen hielt, notfalls wieder in Anstellung zurückzukehren. Auch die Plattform XING berichtete 2022, dass 37 % der Arbeitnehmer in Deutschland offen für eine neue berufliche Herausforderung sind, 12 % mehr als im Jahr zuvor (Quelle). Solche Leute werden oft zu Quereinsteiger-Gründer:innen: Sie wechseln zwar die Branche oder Tätigkeit, aber gehen nicht unbedingt in ein Angestelltenverhältnis, sondern probieren es als Unternehmer in der neuen Domäne.

Ein Beispiel aus dem Gründeralltag zur Veranschaulichung: Anna (34) arbeitete vor der Pandemie als Marketingleiterin in einem großen Unternehmen. Im Lockdown 2020 wurde sie in Kurzarbeit geschickt und begann aus Langeweile, gemeinsam mit einer Freundin handgemachte Seifen zu produzieren und online zu verkaufen. Was als Hobby startete, lief überraschend gut – die Leute achteten auf Hygiene und suchten schöne Seifen für Zuhause. 2021, zurück im Büro, merkte Anna, dass ihr die Sinnhaftigkeit fehlte: Statt Budget-Meetings wollte sie lieber weiter kreative Produkte entwickeln. Sie kündigte freiwillig (sehr zum Erstaunen ihres Chefs, denn eigentlich war Krise) und machte ihren Seifen-Shop zum Vollzeitbusiness. Heute, 2024, beschäftigt sie drei Mitarbeiterinnen und vertreibt nachhaltige Kosmetik. Anna sagt: „Ohne Corona hätte ich mich das nie getraut. Die Auszeit hat mir gezeigt, was ich wirklich will.“ – Ihre Geschichte steht exemplarisch für viele „Corona-Gründer“, die einen vorhandenen Wunsch in die Tat umgesetzt haben.

Natürlich gab es auch jene, die notgedrungen gründeten – etwa Thomas (45), ein langjähriger Angestellter in der Messebau-Branche. Sein Arbeitgeber meldete 2020 Insolvenz an, alle Projekte wurden abgesagt. Thomas fand so schnell keine neue Anstellung (Messebau lag brach), also machte er sich selbstständig: Er nutzte sein Netzwerk und vermittelte nun freiberuflich Messebauer an Firmen, die ihre Messestände intern umbauten zu Hygienestationen. Kein klassischer Startup-Traum, sondern eine pragmatische Notlösung, aber es funktionierte wirtschaftlich. Inzwischen laufen Messen wieder, Thomas hat sein Geschäftsmodell angepasst und bietet nun sowohl Personalvermittlung als auch Eventlogistik an – als eigener Chef. Sein Fazit: „Ich hätte niemals den sicheren Job aufgegeben, aber die Krise hat mir den Stoß gegeben. Rückblickend bin ich dankbar, denn jetzt habe ich mein eigenes Ding.“ Solche Fälle bezeichnen Ökonomen als Notgründungen, aber wie man sieht, können auch daraus nachhaltige Unternehmungen werden, wenn man die Chancen nutzt.

Zusammengefasst zeigen empirische Geschichten und Umfragewerte ein vielfältiges Bild: Die Pandemie hat ganz unterschiedliche Gründerpersönlichkeiten hervorgebracht – von idealistischen Sinnsuchern über krisengeschüttelte Improvisationstalente bis zu kühl kalkulierenden Gelegenheitsergreifern. Doch trotz dieser Vielfalt gibt es gemeinsame Nenner: Mut, Anpassungsfähigkeit und der Wunsch nach mehr Selbstbestimmung ziehen sich durch fast alle Erfahrungsberichte. Viele Gründer:innen bestätigen, dass sie heute – allen anfänglichen Schwierigkeiten zum Trotz – glücklicher sind, den Schritt gewagt zu haben.

Gleichzeitig darf man nicht romantisieren: Einige mussten ihr junges Unternehmen wieder aufgeben, manche Pläne scheiterten an der Realität. Auch das gehört zur Wahrheit. Deshalb zum Abschluss der Blick nach vorn: Was können wir aus alldem lernen? Wohin geht die Reise in Sachen Gründerkultur in Deutschland?

Diskussion und Ausblick

Die letzten Jahre waren für Gründer:innen in Deutschland eine Achterbahnfahrt. Corona hat einen Einschnitt markiert, der noch lange nachwirken wird – in den Lebensläufen, in den Einstellungen und in der Wirtschaft insgesamt. Was bleibt also von diesem Wandel im Gründerdenken, und wie geht es weiter?

Der große Wertewandel: Wie mehrfach betont, haben sich Werte verschoben – hin zu mehr Selbstverwirklichung, Flexibilität und Sinnsuche. Dieser Trend wird nicht einfach verschwinden, selbst wenn die Pandemie verklungen ist. Im Gegenteil, neue Krisen wie Krieg und Klimawandel verstärken den Wunsch vieler Menschen, in ihrem Beruf etwas Bedeutsames zu tun oder zumindest die Bedingungen aktiv mitzugestalten. Unternehmen merken das bereits: Laut einer EY-Studie 2023 ist die Jobzufriedenheit der Mitarbeiter deutlich gesunken (nur noch 71 % zufrieden vs. 78 % im Vorjahr) (Quelle). Fast die Hälfte der Befragten gibt an, „innerlich gekündigt“ zu haben, und 45 % leisten nur noch Dienst nach Vorschrift – bekannt als Quiet Quitting (Quelle). Hauptgründe: Überlastung, miese Bezahlung, fehlende Wertschätzung (Quelle). Diese Unzufriedenheit ist einerseits ein Alarmzeichen für Arbeitgeber, andererseits ein Potenzial für Gründungen: Denn wer innerlich gekündigt hat, spielt vielleicht mit dem Gedanken, „es selbst besser zu machen“.

Great Resignation vs. Great Reinvention: In den USA wurde vom „Big Quit“ direkt zum „Big Start“ übergeleitet – viele Quitters gründeten kleine Businesses oder wurden Freelancer. In Deutschland zeichnet sich eher ein stiller Wandel ab: Offene Wechselbereitschaft, vermehrte Nebenbei-Gründungen und das Ausprobieren neuer Rollen (z.B. Projekttätigkeiten). Man könnte von einer „Great Reinvention“ sprechen: Die Menschen erfinden ihre Karriere neu. Nicht alle werden Unternehmer, aber viele denken wie Unternehmer – suchen proaktiv nach Verbesserungen, sei es beim Arbeitgeber oder auf eigene Faust. Für die Startup-Szene bedeutet das: potenziell mehr Gründer-Talente, aber auch mehr Wettbewerb um diese Talente (Corporates wollen sie ja halten). Es wird spannend zu sehen, ob die Gründerzahlen in den kommenden Jahren steigen, weil diese Mentalitätsänderung Zeit braucht, um sich in Taten umzusetzen. Bislang waren 2022/23 die Zahlen eher enttäuschend niedrig, was auf kurze Sicht an äußeren Umständen lag (gute Jobangebote, neue Unsicherheiten). Langfristig könnte die Saat, die Corona gelegt hat – mehr Lust auf Selbstbestimmung – doch noch aufgehen, sofern die Rahmenbedingungen stimmen.

Rahmenbedingungen und Politik: Und da sind wir beim entscheidenden Punkt: Deutschland als Gründerstandort. Der DIHK warnt, dass der Standort an Attraktivität verliert, wenn immer weniger Menschen gründen wollen ([ DIHK-Umfrage: Gründungsinteresse sinkt auf historischen Tiefstand

  • IHK zu Rostock ](Quelle)) ([ DIHK-Umfrage: Gründungsinteresse sinkt auf historischen Tiefstand
  • IHK zu Rostock ](Quelle)). Bürokratie, Steuerlast, komplizierte Förderzugänge – all das wurde schon vor Corona beklagt, und im Lichte der Krise wirken diese Hemmnisse noch schwerer. Viele Gründer:innen aus unserer Umfrage erwähnten, dass Formalitäten in Deutschland unnötig nervenaufreibend sind (Zig Formulare, lange Bearbeitungszeiten bei Amtswegen, etc.). Die Politik hat reagiert mit Programmen wie z.B. dem „Zukunftsfonds“ für Startups und Erleichterungen bei digitalen Unternehmensgründungen. Doch in der Fläche – also für den kleinen Handwerksbetrieb oder Soloselbstständigen – spüren das wenige. Hier sind laut DIHK dringend einfachere Regeln gefragt: 75 % der Jungunternehmer fordern schnellere, einfachere Regularien, zwei Drittel wünschen ein einfacheres Steuerrecht und besseren Förderzugang ([ DIHK-Umfrage: Gründungsinteresse sinkt auf historischen Tiefstand
  • IHK zu Rostock ](Quelle)) ([ DIHK-Umfrage: Gründungsinteresse sinkt auf historischen Tiefstand
  • IHK zu Rostock ](Quelle)).

Positiv aus der Krise hervor gegangen sind einige Förderangebote: z.B. der Ausbau von Gründerstipendien und Beratungsprogrammen (viele IHKs haben ihre digitalen Angebote verstärkt). Auch das Thema Finanzierung: Während klassische Banken zögerlich waren, haben sich alternative Finanzierungen wie Crowdfunding oder Peer-to-Peer-Kredite für manche als hilfreich erwiesen – eine Entwicklung, die bleibt. Zudem ist das gesellschaftliche Ansehen von Gründern während Corona eher gestiegen: Startups, die Lösungen für pandemiebedingte Probleme boten (Testsysteme, Lieferplattformen), bekamen viel positive Presse. Das könnte mehr Menschen motivieren, ebenfalls Unternehmerisches anzugehen, da nun klarer ist, welchen Beitrag sie leisten können.

Anhaltende Veränderungen in der Arbeitswelt: Ein Nebeneffekt der Pandemie ist die Etablierung von New Work-Konzepten: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Projektarbeit. Damit verschwimmen die Grenzen zwischen Angestellt sein und selbstständig sein weiter. Viele haben gemerkt: Im Homeoffice muss man sich ohnehin selbst organisieren, warum dann nicht gleich ganz selbstständig? Oder umgekehrt: Selbstständige können dank Remote-Arbeit leichter in Teams mit Firmen zusammenarbeiten, ohne vor Ort zu sein. Die Gig-Economy und Freelancer-Plattformen boomen. Insofern beeinflusst das neue Arbeitsparadigma auch das Gründerdenken: Es gibt mehr Zwischentöne zwischen festem Job und Firma gründen. Z.B. entscheiden sich Fachkräfte für eine Soloselbstständigkeit mit einem Hauptauftraggeber, was eine Art Zwischenform ist. Solche Modelle könnten sich häufen.

Herausforderungen und Chancen post-Corona: Auch wenn Corona (hoffentlich) als Akutkrise vorbei ist, stehen Gründer:innen vor neuen Herausforderungen: Inflation, Fachkräftemangel, Energiepreise, Lieferkettenprobleme – die Liste 2024 ist lang. Wer 2020/21 gegründet hat, ist also direkt vom nächsten Sturm in den übernächsten gekommen. Das erfordert eine dauerhafte Resilienz und Bereitschaft, zu lernen und sich anzupassen. Die gute Nachricht: Genau das haben viele Jungunternehmen bewiesen. Wer diese Phase überstanden hat, geht gestärkt hervor und kann vielleicht künftig jedwede Krise meistern. Aus Investorensicht gelten Startups, die in der Krise gegründet wurden, fast als Gütesiegel: Sie mussten früh ihre Widerstandsfähigkeit unter Beweis stellen.

Ein anderer Punkt ist die Skalierung: Viele Corona-Geschäftsmodelle waren zunächst klein und opportunistisch (z.B. Maskennäherei, Lieferservice für Nachbarschaft). Wenn die ursprüngliche Nische wegfällt (Masken braucht keiner mehr in Massen), stellt sich die Frage: kann das Business pivotieren zu etwas nachhaltigem? Manche haben das geschafft (aus Masken-Startup wurde ein nachhaltiges Textilunternehmen), andere verschwanden. Hier entscheidet sich, ob Corona ein Strohfeuer an Gründungen erzeugt hat oder einen nachhaltigen Aufwärtstrend. Stand jetzt sieht es eher nach Ersterem aus – aber die persönlichen Erfahrungen der Gründer:innen werden bleiben und könnten zur Saat für künftige Gründungen werden. Jemand, der 2020 mal einen Etsy-Shop betrieben hat, weiß jetzt zumindest, wie es geht, und könnte in ein paar Jahren erneut gründen, vielleicht größer und professioneller.

Ausblick: Wie könnte das Gründerökosystem in Deutschland in fünf oder zehn Jahren aussehen, nachdem Corona die Initialzündung für Veränderung gegeben hat? Optimistisch betrachtet: diverser, digitaler und dezentraler. Diverser, weil mehr Frauen, mehr Berufserfahrene, mehr Menschen aus verschiedensten Hintergründen sich ans Unternehmertum wagen (die 44 % Gründerinnen 2023 sind hoffentlich kein Ausreißer, sondern der Start eines Trends). Digitaler, weil die Hemmschwelle für Online-Geschäftsmodelle gesunken ist – Kundschaft und Unternehmer haben während Corona digitale Lösungen akzeptiert, das bleibt. Dezentraler, weil man nicht mehr in Berlin oder München sitzen muss, um ein Startup zu gründen; Homeoffice und Remote Work erlauben Gründungen vom Land aus, was ländlichen Regionen neue Impulse geben kann.

Für Gründer:innen selbst bleiben die Kernlektionen aus der Pandemie relevant: Agil sein, Netzwerke nutzen, auf die Gesundheit achten. Viele haben gelernt, besser auf sich aufzupassen, um nicht in den Burnout zu schlittern. Das Bewusstsein, dass alles sich ändern kann, sorgt hoffentlich dafür, dass Businesspläne künftig robuster aufgesetzt werden – mit Plan B und C in der Tasche.

Gleichzeitig sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass jetzt eine ganze Generation nur noch Startups gründen will. Deutschland ist nach wie vor ein Land, in dem die meisten eine gewisse Sicherheit schätzen. Die Pandemie hat zwar einen Ruck erzeugt, aber genauso auch eine Sehnsucht nach Stabilität. Gründerdenken bedeutet daher heute oft: innerlich unabhängig zu sein, selbstbestimmt zu handeln – das kann man übrigens auch als Intrapreneur im Angestelltenverhältnis tun. Nicht jede/r Unzufriedene wird zum Firmengründer, aber vielleicht unternehmerischer im Denken. Dieser kulturelle Wandel hin zu mehr unternehmerischem Mindset wäre schon ein Gewinn, denn er fördert Innovation und Wandel auch innerhalb von bestehenden Unternehmen.

Fazit: Corona hat das Gründerdenken in Deutschland merklich verändert. Aus der Schockstarre von 2020 entstand ein neuer Drang nach Selbstbestimmung und Sinn. Viele haben beruflich einen Schritt gewagt, den sie sonst vielleicht nie getan hätten – sei es der Sprung in die Selbstständigkeit oder zumindest ein aktiveres Gestalten der eigenen Karriere. Die Zahlen der Gründungen zeigen eine Wellenbewegung, aber deuten noch nicht auf einen Gründungsboom hin. Ob dieser noch kommt, hängt davon ab, wie gut wir es schaffen, die geweckte Entrepreneurial Spirit am Leben zu halten: durch gute Rahmenbedingungen, Vorbilder und eine Kultur, die Mut belohnt statt Scheitern zu stigmatisieren.

In jedem Fall hat die Pandemie eines gezeigt: Gründergeist schlummert in vielen Menschen, er braucht manchmal nur das richtige (oder auch falsche) Ereignis, um auszubrechen. Die große Aufgabe – für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – wird sein, diesen Geist zu fördern, bevor er wieder einschläft. Denn die Herausforderungen der Zukunft (Digitalisierung, Klimawandel, demografischer Wandel) brauchen genau das: Menschen, die etwas wagen, etwas unternehmen. Corona war ein unfreiwilliges Trainingslager dafür. Jetzt gilt es, die Fitness beizubehalten und in eine neue Aufbruchstimmung für Gründer:innen in Deutschland zu übertragen.


Quellen:

[1] KfW – Pressemitteilung „Corona-Krise führt im Jahr 2020 zu Rückgang bei Existenzgründungen“ (15.04.2021): Details zum Einbruch der Gründungszahlen 2020 und Anstieg Chancengründungen auf 80 %.

[2] KfW-Gründungsmonitor 2024 – Daten für 2021–2023 (Vorabauswertung): Gründungszahlen 2021 (607k), 2022 (550k, -9 %), 2023 (568k, +3 %); Entwicklung Voll- vs. Nebenerwerb; Gründerinnenanteil (2023 Rekord 44 %).

[3] Pronova BKK – Studie „Arbeiten 2022“ (Nov. 2022): Repräsentative Umfrage zu Jobwechseln in der Pandemie. Gibt Wechselquote (26 % haben gewechselt) und häufigste Wechselgründe an (fehlende Aufstiegschancen 24 %, Wertschätzung 23 %, Bezahlung 23 %, Überlastung 22 %, schlechtes Klima 20 % etc.).

[4] WESTPRESS – Blogartikel „Great Resignation in Deutschland – Hype oder Grund zur Sorge?“ (2022): Zitiert Umfragen von Gallup, StepStone, XING zur Wechselbereitschaft: z.B. 40 % aktiv auf Jobsuche, 42 % wollen sich in 3 Jahren verändern (Gallup 2021).

[5] BECKER + PARTNER Personalberatung – Artikel „Jobwechsel in Krisenzeiten: Immer mehr Beschäftigte wünschen sich Veränderung“ (21.05.2024): Beschreibt Wertewandel durch Corona, höhere Wechselmotivation, sinkende Jobzufriedenheit (EY-Studie: 71 % vs. 78 % zufrieden), 47 % innere Kündigung (Pronova), 45 % Quiet Quitting. Hauptgründe Unzufriedenheit: Überlastung, schlechte Bezahlung, fehlende Wertschätzung.

[6] IHK NRW – Gründungsreport 2021 (Umfrage unter 500 Gründer:innen in NRW, die 2020 gegründet haben): Erkenntnisse „Gründen in Corona-Zeiten“ – 63 % sagen Corona kein Einfluss aber 40 % haben wegen Corona schneller gegründet, ~60 % brauchten länger. ~59 % mussten Geschäftsmodell anpassen (21 % stark), 66 % haben digitalisiert, häufigste Herausforderungen: Kundenrückgang, Einschränkungen, höhere Kosten.

[7] DIHK-Gründerreport 2024 (Deutscher Industrie- und Handelskammertag): Stellt fest, dass Gründungsinteresse auf historischem Tief ist. Standort Deutschland von Jungunternehmern nur mit Note 3,6 bewertet („ausreichend“). Gründe: Bürokratie, Kosten, Unsicherheit. Forderungen: einfachere Regularien, Steuern, Förderzugang.

[8] KfW – Gründungsmonitor 2019/2020 (Forschung Kurzbericht 7.4.2020): Daten für 2019: 605.000 Gründungen (+11 % ggü. 2018), davon 228k Vollerwerb (Allzeittief) und 377k Nebenerwerb; 73 % Chancengründungen (2019).

[9] KfW – Gründungsmonitor 2023 (Daten für 2022, Vorabauswertung): 550.000 Gründungen (-9 %); 40 % Vollerwerb, 60 % Nebenerwerb; Zahl Gründerinnen -20 %, Gründer -1 % (Gründerinnenanteil 37 %); Gründe für Rückgang: Nachholeffekt vorbei, guter Arbeitsmarkt, Corona-Erfahrungen.

[10] Gallup Engagement Index Deutschland 2021: Zeigt hohe Wechselbereitschaft in DE – nur 53 % sagen, in 1 Jahr sicher noch beim gleichen Arbeitgeber zu sein (2018: 78 %) (Nach Corona: Mehr Beschäftigte wollen Job wechseln). Vertrauensverlust in Arbeitgeber, mehr Opportunitäten am Markt. Kommentar von IAB-Forscher Enzo Weber: aktuell mehr Wechsel als zu Corona-Zeiten, aber eher Normalisierung auf Vor-Pandemie-Niveau, getrieben durch viele Stellenangebote (Nach Corona: Mehr Beschäftigte wollen Job wechseln) (Nach Corona: Mehr Beschäftigte wollen Job wechseln).

Foto von EmbedSocial auf Unsplash




Lass uns sprechen!


Du bist Gründer, Unternternehmer oder hast ein Startup? Dann lass und gerne über deine Vision sprechen und mit unseren Lesern teilen!


Add a comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

gruendertalk.com
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.