Schlaflose Nächte gehören für viele Eltern zum Alltag – manchmal über Wochen, Monate oder sogar Jahre hinweg. Während einige auf gut gemeinte Ratschläge aus dem Umfeld setzen, suchen andere nach fundierter Unterstützung. Genau hier setzt das Angebot von Katharina Schmidt an, der Gründerin von Childsleep, einer Plattform rund um professionelle Schlafberatung für Babys und Kleinkinder. Als Expertin für Schlafberatung begleitet sie Familien durch herausfordernde Phasen und hilft dabei, einen liebevollen und individuell abgestimmten Weg zu finden, der allen Beteiligten mehr Ruhe und Entspannung bringt.
Im Interview mit gruendertalk.com spricht Katharina über ihren Weg in die Selbstständigkeit, typische Missverständnisse rund um das Thema Kinderschlaf und erklärt, warum Schlafberatung mehr ist als nur Tipps zur Einschlafroutine. Dabei gibt sie auch persönliche Einblicke in ihre Arbeit und zeigt, wie Eltern durch gezielte Unterstützung mehr Vertrauen in ihre Intuition gewinnen können.
gruendertalk.com: Katharina, du hast dich auf das Thema Kinderschlaf spezialisiert – wie kam es dazu?
Katharina Schmidt: Das Thema hat mich ehrlich gesagt gefunden. Meine Kinder haben alle nicht von Anfang an durchgeschlafen und ich habe mich immer gefragt, was ich falsch mache. Und weil ich ein Mensch bin, der Dinge verstehen will, habe ich mich reingefuchst. Als ich dann verstand, dass Baby- und Kleinkindschlaf eine kleine Wissenschaft für sich sind, dachte ich mir: “Du musst das den Eltern erklären!”
gruendertalk.com: Welche persönlichen Erfahrungen haben dich zur Gründung von Childsleep bewegt?
Katharina Schmidt: Meine eigenen Kinder. Die Realität mit wenig Schlaf, vielen gut gemeinten Ratschlägen und diesem Gefühl: „Wieso klappt das bei allen anderen?“ Ich habe irgendwann gedacht, wenn man Schlaf verstehen könnte, wäre das wie ein Schlüssel. Und ich wollte den Schlüssel nicht nur für mich, sondern auch für andere Eltern.
gruendertalk.com: Was war für dich der schwierigste Schritt auf dem Weg in die Selbstständigkeit?
Katharina Schmidt: Meinen alten Job aufzugeben. Ich habe Wirtschaftsrecht studiert und das alles hat mich viele Jahre und Arbeit gekostet. Dennoch hat es mich persönlich nicht annähernd so erfüllt wie meine heutige Tätigkeit. Dann war es auch eine Herausforderung, mich zu zeigen. Also nicht fachlich – da wusste ich, was ich tue – sondern als Mensch, mit Haltung, mit Ecken und Werten. In einer Branche, in der alle laut sind, wollte ich leiser bleiben, aber authentisch. Ich zeige meine Kinder nicht in den sozialen Medien. Guter Content braucht keine Kinderbilder, um ehrlich, berührend oder hilfreich zu sein. Was ich teile, sind Gedanken, Erfahrungen und Impulse aus meiner professionellen Arbeit und meiner Rolle als Mutter, ohne dabei die Persönlichkeitsrechte meiner Kinder zu verletzen.
gruendertalk.com: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir als Schlafberaterin aus?
Katharina Schmidt: Koffeinfreier Kaffee. Mails. Termine. Protokolle. Viele Gedanken zu kleinen Menschen mit großem Entwicklungstempo. Dazwischen eigene Kinder, der stetige Versuch, ein wenig me-time zu erleben und natürlich auch Instagram. Mein Arbeitstag ist strukturiert, aber flexibel. Wie der Schlaf selbst eben auch.
gruendertalk.com: Was sind aus deiner Sicht die häufigsten Ursachen für Schlafprobleme bei Babys und Kleinkindern?
Katharina Schmidt: Oft ist es eine Mischung aus Schlafassoziationen, unausgeglichenem Schlafdruck, Entwicklungsschüben und Stress sowie falschen Erwartungen auf Elternseite. Manchmal passt einfach der ganze Rhythmus nicht mehr zur inneren Reife des Kindes. Und das Kind zeigt das laut und deutlich.
gruendertalk.com: Gibt es Mythen oder falsche Annahmen, mit denen du regelmäßig aufräumen musst?
Oh ja! Zum Beispiel:
– „Das Kind muss lernen, sich selbst zu beruhigen.“ (Nein, es braucht Co-Regulation, keine Isolation.)
– „Schlaftraining stärkt die Selbstständigkeit.“ (Nein, es zerstört Vertrauen.)
– „Das ist halt Verwöhnen.“ (Das nennt sich sichere Bindung.)
Ich könnte ein ganzes Buch damit füllen.
gruendertalk.com: Was unterscheidet deine Herangehensweise von klassischen Erziehungsratgebern?
Katharina Schmidt: Ich schreibe keine Patentrezepte, ich lese Kinder. Ich arbeite mit dem, was da ist, nicht mit Idealen oder Zeitplänen. Und ich nehme Eltern ernst und sehe sie als fühlende, oft müde Menschen mit großem Herzen.
gruendertalk.com: Wie gehst du mit besonders herausfordernden Fällen um?
Katharina Schmidt: Mit Ruhe. Und ohne Angst vor „nicht machbar“. Je schwieriger ein Fall klingt, desto klarer mache ich mir: hinter jedem Verhalten steckt ein Bedürfnis. Ich suche nicht nach Symptombekämpfung, sondern nach Systemverstehen.
gruendertalk.com: Wie baust du Vertrauen zu Eltern auf, die oft schon viele gescheiterte Versuche hinter sich haben?
Katharina Schmidt: Indem ich erstmal zuhöre. Ohne zu bewerten. Viele Eltern brauchen nicht die perfekte Strategie, sie brauchen das Gefühl: „Hier versteht mich jemand. Endlich.“ Vertrauen ist nicht nur ein Gefühl, es entsteht durch Klarheit, Verlässlichkeit und echten Respekt.
gruendertalk.com: Gibt es einen Moment in deiner Arbeit, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Katharina Schmidt: Viele. Aber einer war besonders: Eine Mutter schrieb mir ein halbes Jahr nach der Beratung, dass ihr Kind inzwischen gut schlief und sie sagte: „Du hast nicht nur meinem Kind geholfen. Du hast mir geholfen, wieder ich selbst zu werden.“ Das vergesse ich nie.
gruendertalk.com: Was rätst du Eltern, die gerade stark unter Schlafmangel leiden und sich hilflos fühlen?
Katharina Schmidt: Erstens: Es ist nicht deine Schuld. Zweitens: Du musst da nicht alleine durch. Und drittens: Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung. Du darfst müde sein, aber du darfst auch wieder auftanken.
gruendertalk.com: Welche Pläne hast du mit Childsleep für die Zukunft?
Katharina Schmidt: Ich möchte Eltern noch früher erreichen, also präventiv, bevor sie im Notmodus sind. Und ich will mich stärker mit Fachkräften vernetzen. Das Thema gehört in Kinderarztpraxen, in Rückbildungskurse, in die Mitte der Gesellschaft. Darüber hinaus habe ich aber keinen 5-Jahresplan, oder so. Ich mache sehr vieles intuitiv und bisher hat es sich immer gefügt.
gruendertalk.com: Spielt digitale Beratung für dich eine zunehmende Rolle?
Katharina Schmidt: Absolut. Sie macht Beratung zugänglich, unabhängig vom Wohnort, vom Familienalltag, vom Wetter oder dem nächsten Schub. Und trotzdem kann sie sehr persönlich, sehr nah und sehr wirksam sein.
gruendertalk.com: Gibt es ein Herzensprojekt, das du künftig gerne umsetzen würdest?
Katharina Schmidt: Ja, sogar mehrere, aber zwei liegen mir besonders am Herzen.
Zum einen arbeite ich mit einer großartigen Kollegin an einer eigenen Ausbildung für Fachpersonen rund um bindungsorientierten Kinderschlaf. Unser Ziel ist es, mehr Tiefe, Reflexion und Praxisnähe in dieses Feld zu bringen. Wir möchten ein Fundament schaffen, das Fachkräften wirklich hilft, Eltern achtsam und wirksam zu begleiten.
Und zum anderen möchte ich meine Liebe zum Schreiben noch stärker einfließen lassen. Mein erstes E-Book zum Thema Schlaf von 0 – 4 Monaten ist bereits erschienen, und ich merke, wie sehr ich es genieße, komplexe Themen verständlich und nahbar aufzubereiten. Auch, wenn es mich wirklich viel Zeit kostet. Aber so ist das mit dem Schlaf. Der braucht auch Zeit und am Ende wird alles gut.
Vielen Dank an Katharina Schmidt von Childsleep für das offene und kluge Gespräch – und für die Einblicke in eine Arbeit, die für viele Familien den entscheidenden Unterschied macht.
Bildquellen
- Katharina Schmidt Childsleep: mit freundlicher Genehmigung
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