Die Energiewende findet nicht nur in großen Kraftwerken statt, sondern vor allem in unseren eigenen vier Wänden. Begriffe wie Wärmepumpe, Energieeffizienz und nachhaltige Haustechnik dominieren die Schlagzeilen und sind für viele Hausbesitzer und Bauherren die zentralen Themen der Stunde. Doch was verbirgt sich wirklich hinter der Technik? Ist eine Wärmepumpe auch im Altbau sinnvoll? Und rechnet sich die Investition? Um Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir von GRÜNDER-TALK heute einen echten Branchenkenner im Interview: Uwe Böhret, Geschäftsführer der Böhret GmbH & Co. KG, einem etablierten Fachbetrieb für Heizungs- und Sanitärtechnik mit klarem Fokus auf zukunftsfähige Energielösungen. Als Experte für Heizung in Backnang begleitet er diese Transformation an vorderster Front und weiß, welche Fragen und Sorgen die Menschen wirklich umtreiben.
GRÜNDER-TALK: Herr Böhret, herzlich willkommen. Ihr Unternehmen ist seit Jahren im Bereich der Haustechnik tätig. Wie hat sich die Nachfrage in den letzten Jahren verändert? Steht das Thema Nachhaltigkeit heute wirklich an erster Stelle?
Uwe Böhret: Guten Tag und danke für die Einladung. Die Veränderung ist dramatisch. Vor zehn Jahren war die Öl- oder Gasheizung der unangefochtene Standard und Nachhaltigkeit eher ein „Nice-to-have“ für eine kleine Zielgruppe. Heute ist es das zentrale Entscheidungskriterium. Der Wunsch nach Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und unkalkulierbaren Energiepreisen ist der größte Treiber. Hinzu kommt ein gestiegenes Umweltbewusstsein. Die Kunden kommen heute nicht mehr und fragen nur nach „einer neuen Heizung“, sie fragen gezielt nach „einer zukunftsfähigen Lösung“. Das ist ein fundamentaler Wandel.
GRÜNDER-TALK: Das zentrale Stichwort dabei ist fast immer die Wärmepumpe. Können Sie für unsere Leser einfach erklären, was diese Technologie so besonders macht?
Uwe Böhret: Sehr gerne. Im Grunde ist die Wärmepumpe keine Raketenwissenschaft, sondern ein bekanntes Prinzip, das jeder von seinem Kühlschrank kennt – nur umgekehrt. Sie entzieht der Umgebung – also der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser – kostenlose Wärmeenergie. Mithilfe von Strom wird diese Energie auf ein höheres Temperaturniveau „gepumpt“, um damit das Haus zu heizen und Warmwasser zu erzeugen. Der Clou ist die Effizienz: Aus einer Kilowattstunde Strom kann sie, je nach Bedingungen, drei bis fünf Kilowattstunden Heizwärme erzeugen. Sie verbrennt nichts, erzeugt keine Emissionen vor Ort und nutzt zu rund 75 % kostenlose Umweltenergie. Das macht sie zum Champion der Nachhaltigkeit im Heizungskeller.
GRÜNDER-TALK: Ein weitverbreiteter Mythos ist, dass Wärmepumpen nur im Neubau funktionieren. Viele Besitzer von Bestandsimmobilien sind verunsichert. Was sind Ihre Erfahrungen mit Wärmepumpen im Altbau?
Uwe Böhret: Das ist der wohl hartnäckigste Mythos der Branche und in dieser Pauschalität schlicht falsch. Ich kann Ihnen aus unzähligen Projekten sagen: Die Wärmepumpe funktioniert auch im Altbau sehr gut, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Entscheidend ist nicht das Baujahr, sondern die sogenannte Systemtemperatur. Große Heizkörper oder idealerweise eine Fußbodenheizung, die mit niedrigeren Vorlauftemperaturen auskommen, sind von Vorteil. Aber auch mit normalen Heizkörpern ist es oft möglich. Wichtig ist eine ehrliche Analyse durch einen Fachbetrieb. Manchmal reicht es schon, einige wenige Heizkörper auszutauschen oder das System hydraulisch abzugleichen. Ein kompletter Abriss ist nur in den seltensten Fällen nötig. Wir haben schon Gebäude aus den 60er-Jahren erfolgreich umgerüstet.
GRÜNDER-TALK: Sprechen wir über das Thema, das viele Gründer und Hausbesitzer am meisten beschäftigt: die Kosten. Ist eine Wärmepumpe nicht eine immense Investition?
Uwe Böhret: Die Anfangsinvestition ist unbestreitbar höher als bei einer konventionellen Gastherme. Das muss man klar sagen. Aber diese Betrachtung ist zu kurzsichtig. Erstens gibt es massive staatliche Förderungen, die einen erheblichen Teil der Kosten abdecken können. Diese Zuschüsse machen die Anschaffung oft deutlich attraktiver, als viele denken. Zweitens müssen Sie die Gesamtkosten über die Lebensdauer betrachten – die sogenannten „Total Cost of Ownership“. Die Betriebskosten einer Wärmepumpe sind durch die Nutzung kostenloser Umweltenergie und die geringeren Wartungskosten signifikant niedriger. Kombiniert mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach kann man die Betriebskosten gegen null fahren. Die Investition ist also nicht nur eine für die Umwelt, sondern auch eine, die sich über die Jahre finanziell amortisiert und den Wert der Immobilie steigert.
GRÜNDER-TALK: Welche Fehler sollten Bauherren und Sanierer bei der Planung unbedingt vermeiden?
Uwe Böhret: Der größte Fehler ist eine unterdimensionierte Planung. Eine zu klein gewählte Wärmepumpe muss ständig an ihrer Leistungsgrenze arbeiten, was die Effizienz senkt und die Lebensdauer verkürzt. Der zweite Fehler ist, am falschen Ende zu sparen, zum Beispiel bei der Bohrung für eine Erdwärmesonde oder bei der Qualität der Installation. Eine saubere, professionelle Installation und ein hydraulischer Abgleich sind das A und O für einen effizienten Betrieb. Und mein dritter Rat: Holen Sie sich einen Fachpartner, der nicht nur das Gerät verkauft, sondern das gesamte Haus als System versteht – von der Dämmung über die Heizkörper bis zur Regelung.
GRÜNDER-TALK: Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft. Welchen Rat würden Sie einem Gründer geben, der im Bereich der nachhaltigen Technologien Fuß fassen möchte?
Uwe Böhret: Der Markt für grüne Technologien ist riesig und wächst weiter. Mein Rat ist: Konzentrieren Sie sich auf Lösungen, nicht nur auf Produkte. Der Kunde braucht keinen Bohrer, er braucht ein Loch in der Wand. Übertragen auf unsere Branche: Der Kunde braucht keine Wärmepumpe, er braucht ein warmes, nachhaltiges und bezahlbares Zuhause. Wer es schafft, komplexe Technologien in einfache, verlässliche und kundenfreundliche Lösungen zu verpacken – von der Beratung über die Installation bis zum Service –, der wird in diesem Markt erfolgreich sein. Es geht um Vertrauen, Qualität und darum, die Energiewende für jeden Einzelnen greifbar und machbar zu machen.
GRÜNDER-TALK: Herr Böhret, vielen Dank für diese tiefen und ehrlichen Einblicke. Das war sehr aufschlussreich.
Bildquellen
- Die Wärmepumpe ist keine Raketenwissenschaft: Bild von Fotomax auf IStockPhoto
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