Wenn das digitale Gedächtnis versagt: Kuert Datenrettung im Gründer-Tal

Daten sind das digitale Gedächtnis unserer Zeit – sie enthalten alles von wertvollen Erinnerungen wie Fotos und Videos bis hin zu wichtigen Dokumenten und Geschäftsunterlagen. Doch was passiert, wenn dieses Gedächtnis plötzlich versagt und Daten verloren gehen? Ein Albtraum für Privatpersonen und Unternehmen gleichermaßen.

Um Licht in diese kritische und oft unterschätzte Nische zu bringen, treffen wir heute auf Zoltán Kertész, den Laborleiter bei Kuert Datenrettung. Das Unternehmen hat sich als Experte für Datenrettung etabliert und hilft, das Unwiederbringliche zu retten. Wir sprechen über die Herausforderungen, die Technologie und die oft emotionalen Geschichten, die hinter jedem geretteten Gigabyte stecken.

Gruendertalk.com: 

Datenrettung ist ein sehr sensibler und spezialisierter Bereich, in dem Vertrauen entscheidend ist. Was hat Sie dazu bewogen, sich mit Kuert Datenrettung genau auf dieses Feld zu konzentrieren? Erzählen Sie uns von den Anfängen: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Unternehmen in dieser Nische zu gründen, und welche Rolle spielt die oft emotionale Komponente bei Kunden, die ihre wertvollen Daten verloren haben? Es geht ja nicht nur um Technik, sondern auch um die Wiederherstellung von Erinnerungen und wichtigen Dokumenten.

Zoltán Kertész von Kuert Datenrettung: 

Kuert gibt es in Bochum seit über 20 Jahren, doch die Geschichte des Unternehmens beginnt bereits 1989 in Budapest. Dort gründeten die Brüder Sándor und János Kürti die Firma Kürt Zrt.

In einer kleinen Reparaturwerkstatt für Computer wurden damals auch noch Festplatten repariert. Die Idee, sich auf Datenrettung zu spezialisieren, entstand aus der Erkenntnis, dass nicht die Festplatte an sich den Wert darstellt, sondern die darauf gespeicherten Daten. So wurde das erste Datenrettungslabor in Europa ins Leben gerufen. Im Laufe der Jahre wuchs und expandierte das Unternehmen und wurde bereits Ende der 90er Jahre weltweit bekannt. Es hatte zu dieser Zeit mehrere Partner in ganz Europa.

2003 wurde dann die Kuert Datenrettung GmbH gegründet. Der Standort Bochum wurde nicht zufällig gewählt, denn er liegt im Herzen des Ruhrgebiets – ein zentraler Standort mit guter Anbindung, der über Deutschland hinaus von wirtschaftlicher Bedeutung ist. Das Ziel war, mit einem zweiten Labor Kunden aus ganz Europa bei Datenverlust zu helfen. Heute betreuen wir von Bochum aus Kunden und Partner nicht nur in Deutschland, sondern auch im deutschsprachigen Raum, unter anderem in Österreich, Belgien, Luxemburg und darüber hinaus in Nord- und Südeuropa. Auch einige namhafte Großunternehmen von anderen Kontinenten gehören zu unseren Kunden.

Trotz des Wachstums gilt bei der Datenrettung nach wie vor der gleiche Leitsatz: wertvolle Menschen, wertvolle Daten. Unabhängig davon, ob es sich um einen Großkonzern oder einen Privatkunden handelt. So sehen es alle unsere Mitarbeiter, denn für unsere Kunden haben die Daten oft einen emotionalen Wert. Die Technik allein gewährleistet jedoch noch keine erfolgreiche Datenrettung. Es braucht das Know-how und den Ehrgeiz der Ingenieure, aber auch das Einfühlungsvermögen und einen klaren Kopf der Mitarbeiter im Kundenservice, um unsere Kunden in dieser Ausnahmesituation bestmöglich zu unterstützen.

Gruendertalk.com: 

Welche sind die häufigsten Ursachen für Datenverlust, mit denen Ihre Kunden an Sie herantreten? Gibt es typische Fälle, wie zum Beispiel defekte Festplatten nach einem Sturz oder versehentlich gelöschte Dateien? Wie hat sich die Art der Datenverluste im Laufe der Zeit verändert, vor allem durch den vermehrten Einsatz von SSDs, Cloud-Speichern und mobilen Geräten? Welche kuriosen oder besonders komplexen Fälle sind Ihnen in Ihrer Laufbahn bereits begegnet?

Zoltán Kertész von Kuert Datenrettung: 

Überraschenderweise sind die meisten Datenverluste auf menschliches Versagen zurückzuführen. Viele Nutzer wissen nicht, wie man richtig mit Datenträgern umgeht.

Nehmen wir als Beispiel eine Festplatte: Wenn man bedenkt, dass sich im Inneren einer HDD ein Schreib-/Lesekopf nur 3–8 Nanometer über einer rotierenden Magnetplatte bewegt, wird deutlich, wie empfindlich das Laufwerk trotz seines robusten Metallgehäuses ist. Mechanische Stöße, Stromausfälle oder Kurzschlüsse, aber auch dauerhafter Betrieb sind die häufigsten Ursachen für Festplattenausfälle.

Die Datenspeicherungstechnologie hat sich sehr schnell weiterentwickelt, denn die Anforderungen an die Datenträger haben sich geändert. Es werden immer mehr Daten produziert, und der Zugriff muss jederzeit und von überall möglich sein. Die Datenträger müssen mobil sein.

Hier kommen Solid State Disks (SSDs) ins Spiel. Viele dachten, SSDs würden HDDs innerhalb weniger Jahre vom Markt verdrängen, da die Vorzüge bezüglich Geschwindigkeit und Mobilität auf der Hand liegen. Das ist jedoch nicht passiert, denn auch die Festplatten haben sich weiterentwickelt. Heute werden beide Arten von Datenträgern für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Obwohl SSDs schneller und energieeffizienter sind, weil Daten elektrisch statt mechanisch gelesen und geschrieben werden, haben auch SSDs Einschränkungen und Schwächen, wie zum Beispiel die begrenzte Anzahl der Überschreibzyklen. Eine einzelne NAND-Flash-Zelle kann maximal 100.000 Mal neu beschrieben werden – das ist eine kritische Grenze. Trotz Fehlerbehandlungstechniken (ECC, CRC) lässt sich ein Ausfall der SSD nicht zu 100 % vermeiden.

Wir haben es somit häufig bei SSDs mit einem unerwarteten Datenverlust zu tun. Auch hier sind sich nur wenige Nutzer bewusst, dass eine SSD nicht ausfallsicher ist. Die Ursachen reichen von physischen Schäden und normalem Verschleiß bis hin zu logischen Fehlern.

Daher erfordert die Datenwiederherstellung deutlich mehr Wissen, schnellere Weiterentwicklung, Erfahrung und mehr Geduld als früher. Die Kapazität von Laufwerken ist heute zehn- bis hundertmal größer. Die Gerätehersteller haben zudem bei den vielen unterschiedlichen Modellen die Firmware ausgefeilt, um die Leistung zu verbessern. Hinzu kommt das proprietäre Design, was bedeutet, dass eine Technologie oder ein Produkt ausschließlich einem einzigen Unternehmen gehört, welches das Wissen darüber sorgfältig schützt.

Am schwierigsten ist es, dem Kunden zu vermitteln, dass der Wiederherstellungsprozess keine reine Software-Aufgabe ist, bei der man auf dem PC einfach „Weiter-Weiter-Fertig“ drückt. Es ist echte Ingenieursarbeit mit viel Verantwortung, bei der wir jeden Schritt des Prozesses durchdenken müssen, da wir manchmal nur eine einzige Chance haben.

Zu den spektakulärsten Fällen gehören nach wie vor Brandschäden und Wasserschäden, wie etwa nach dem Hochwasser in Deutschland 2021. Damals konnten wir dank der schnellen und richtigen Reaktion unserer Partner – wie Systemhäusern und IT-Dienstleistern – vielen Firmen und Privatkunden helfen, ihre Daten zu retten. Selbstverständlich bleiben auch sehr komplexe Fälle in Erinnerung, wie die Wiederherstellung großer RAID-Systeme, bei denen unsere Ingenieure ihr gesamtes Wissen unter Beweis stellen.

Die kuriosesten Datenrettungsfälle werden meist von Haustieren verursacht: Ein Papagei, der gerne an Speicherkarten knabbert, oder eine Katze, die den Aktenkoffer mit der Katzentoilette verwechselt, in dem leider noch das Notebook steckte.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Datenrettung ist viel komplexer geworden, und wir stehen immer öfter vor neuen Herausforderungen.

Gruendertalk.com: 

Der technologische Fortschritt in der Speichertechnologie ist rasant. Wie halten Sie als Unternehmen mit dieser Entwicklung Schritt? Welche Rolle spielen innovative Tools und Reinraumlabore bei Ihrer Arbeit? Gibt es spezielle Verfahren oder Techniken, die notwendig sind, um Daten von beschädigten Speichermedien professionell zu behandeln, ohne das Risiko eines weiteren Datenverlusts einzugehen?

Zoltán Kertész von Kuert Datenrettung: 

Wenn man bedenkt, dass die Hersteller keine Informationen über ihre Produkte weitergeben – Stichwort proprietäres Design –, müssen unsere Ingenieure Reverse Engineering einsetzen, um die Funktionsweise der Komponenten neuer Datenträger zu verstehen, bevor sie mit der Datenrettung beginnen können. Dies erfordert gut ausgestattete Labore und qualifizierte Ingenieure, die unkonventionell denken können. Festplatten müssen in Reinraumlaboren der gleichen Klasse wie bei der Herstellung repariert werden, um weitere Schäden zu vermeiden. Die Wiederherstellung von SSDs erfordert eine ESD-sichere Umgebung sowie Mikrolötmöglichkeiten, da diese Datenträger sehr empfindlich sind. Wir nutzen sogar Röntgenmikroskopie, um spezielle Fehler zu erkennen. Unsere wichtigste Regel ist, niemals einen Prozessschritt durchzuführen, der nicht wiederholt werden kann, um weitere Schäden und Datenverlust zu vermeiden. Diese strenge Regel brechen wir niemals.

Um mit den Herausforderungen des technologischen Fortschritts Schritt halten zu können, investieren wir kontinuierlich in Forschung, Schulung und die neueste Technik. Außerdem setzen wir seit Jahren auf einen interdisziplinären Ansatz, sowohl was die Ausstattung des Labors als auch die Fachrichtungen unserer Mitarbeiter betrifft. Wir kooperieren mit namhaften Universitäten, um neue Verfahren zu entwickeln. Wir beteiligen uns an Initiativen zu den Themen Datenschutz und Datensicherheit, um Datenverlust und Cyberkriminalität zu bekämpfen, und wir pflegen gute Beziehungen zu Hardware-Herstellern, Softwareentwicklern sowie IT-Dienstleistern, um neue Technologien schnellstmöglich zu evaluieren.

Gruendertalk.com: 

Im Bereich der Datenrettung gibt es leider viele unseriöse Anbieter. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Kunden volles Vertrauen in Ihre Arbeit haben können, und wie grenzen Sie sich von den „schwarzen Schafen“ der Branche ab, die oft mit falschen Versprechungen oder überhöhten Preisen arbeiten? Welche Kriterien sollte ein Kunde bei der Wahl eines Datenrettungsdienstes unbedingt beachten?

Zoltán Kertész von Kuert Datenrettung: 

Unser Anspruch ist es, jede Datenrettung mit höchster Qualität zu erbringen. Dieses Streben bezieht Menschen, Prozesse und Technologien gleichermaßen mit ein. Es ist eine gemeinsame Verantwortung, die von jedem unserer Mitarbeiter wahrgenommen wird. Wir wissen um den Wert der Daten für unsere Kunden, daher erfordert eine Datenrettung Vertrauen. Dieses bauen wir von der ersten Kontaktaufnahme an auf, denn wir können uns keine Missverständnisse mit unseren Kunden leisten, wenn wir eine erfolgreiche Datenrettung anstreben. Unser kompetenter Kundenservice behandelt alle Kunden und Fälle so, als ob es der eigene Datenverlust wäre. Dasselbe gilt für unsere Ingenieure.

Bei der Wahl eines seriösen Datenrettungsanbieters sollten Kunden kritisch prüfen, anstatt sich von leeren Versprechungen oder überhöhten Erfolgsquoten blenden zu lassen. Wichtige Kriterien sind langjährige Erfahrung, qualifizierte Mitarbeiter und ein Reinraumlabor mit modernster Technik. Bei der Datenrettung hat man oft nur eine einzige Chance auf Erfolg.

Außerdem sollten Kunden auf transparente Prozesse und Preise sowie strengen Datenschutz achten. Hier ist nicht nur der Schutz personenbezogener Daten nach DSGVO gemeint, sondern auch die Vertraulichkeit und der Umgang mit den geretteten Daten und Datenträgern. Hierzu sollten klare und transparente Regelungen existieren.

Eine Erfolgsbasis und eine Dateiliste sollten Bestandteil der Datenrettung sein. Der Kunde sollte den Erfolg selbst definieren können, indem er die wichtigsten Daten bestimmt. Garantien und hohe Erfolgsquoten, mit denen im Vorfeld geworben wird, sollten hingegen kritisch hinterfragt werden. Denn es kommt nicht darauf an, wie viele Gigabyte gerettet werden, sondern ob die Daten funktional und für den Kunden wichtig sind.

Als weitere Kriterien gelten ein zuverlässiger Kundenservice sowie Zertifizierungen und echte Kundenreferenzen. Eine Datenrettung ist Vertrauenssache; es braucht erfahrene und seriöse Ansprechpartner, die Kunden während des gesamten Prozesses begleiten und alle Fragen beantworten. Ein ISO-Zertifikat ist ein Beweis dafür, dass die Normen und Anforderungen erfüllt sind, um eine adäquate Dienstleistung bereitstellen zu können. Eine seriöse Firma wird auf mehreren externen Bewertungsplattformen zu finden sein, und Erfahrungsberichte werden verschiedene Szenarien schildern.

Gruendertalk.com: 

Wenn Sie in die Zukunft der Datenrettung blicken: Welche Rolle werden neue Technologien wie Cloud-Speicher, hochintegrierte Flash-Speicher oder sogar Quantencomputer spielen? Werden Datenverluste seltener, oder werden sie einfach nur komplexer? Und welche Empfehlungen geben Sie Ihren Kunden, um einen Datenverlust von vornherein zu vermeiden und ihre digitalen Schätze zu schützen?

Zoltán Kertész von Kuert Datenrettung: 

Solange die Technik von Menschen gemacht und von Menschen benutzt wird, wird es auch Datenverlust geben. Auch wenn dieser dank neuer Möglichkeiten vermeidbar wäre, sorgt die menschliche Komponente dafür, dass Fehler passieren. Welche Herausforderungen uns in der Zukunft erwarten, lässt sich bei der rasanten Entwicklung nicht vorhersagen, doch wir wollen weiterhin da sein, um zu helfen.

Kuert ist davon überzeugt, dass Datenrettung die Feuerwehr der IT ist. Wir sind normalerweise unsichtbar, außer bei einer IT-Katastrophe mit Datenverlust. Dann sind wir zur Stelle.

Unsere Kompetenz ist eine andere als die der IT-Systemadministratoren. Sie haben gelernt und geübt, wie man ein System am Leben erhält. Sie arbeiten auf Betriebssystemebene. Wir fangen da an, wo alles andere versagt hat: Wir bauen die Daten aus den kleinstmöglichen Elementen, aus den Bits, wieder auf.

Der wichtigste Rat, den wir geben können: Je wertvoller die Daten sind, desto mehr Kopien sollten Sie anfertigen.




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